Herzlichen Glückwunsch dem Abitur-Jahrgang 2020!

Am 26. Juni wurden im Zuge einer außergewöhnlichen, dennoch feierlichen Zeugnisüberreichung die Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2020 mit ihren Zeugnissen verabschiedet. Der Freundeskreis hat sich persönlich verabschieden dürfen, viel Glück und vor allem die Verbundenheit gewünscht, sich im nächsten Jahr im Rahmen des Sommerfestes wieder zu sehen und dann die ausgefallenen Feierlichkeiten nachzuholen. 

Wir haben uns bei vier Schülerinnen und Schülern mit Bücherpreisen für ihr besonderes Engagement im Schulleben bedankt: Bei Sarah Frimmersdorf, Helene Habedank (beide für ihr musikalisches Engagement), Yannik Monschau und Justus Kreuder (beide für ihre Mitarbeit im Bereich Technik). Darüber hinaus sind zahlreiche akademische Leistungen von der Schulleitung ausgezeichnet worden. Insgesamt haben 29 von 105 Absolventen ein Abitur von 1,9 oder besser erreicht! 

Laura Cottone stellte über all diese Ehrungen hinaus in Ihrer Rede als Vertreterin der AbiturientInnen die These auf, dass der Jahrgang 2020 außerdem der attraktivste von allen sei. An diesem Nachmittag konnte und wollte ihr niemand widersprechen. Mit zwei tollen Stücken bereicherten Michelle Detemble (Gesang) und Antonino Pelligra (Gitarre) die Feier musikalisch. Und nicht zu vergessen: Die Q1 sorgte dafür, dass trotz der brütenden Hitze alle ausreichend mit Wasser versorgt wurden und so wieder gesund nach Hause kamen.

Ein ganz besonderes Bild zum Abschied

Seit dem Schuljahr 12/13 hängt das Bild im Rektor-Büro: Ein Bild aller SchülerInnen und LehrerInnen des Gymnasiums Vogelsang. Was das Besondere an diesem Bild für den jetzigen Abiturjahrgang ist? Die kleinsten Vogelsänger imBild-Vordergrund waren genau diejenigen, die am 26.6.2020 in festliche Kleider, schicke Anzüge oder auch T-Shirt mit klaren Botschaften gekleidet ihre Abiturzeugnisse entgegen nehmen durften. Und so hatte die Jahrgangsstufenleitung sich als persönliches Geschenk dazu entschlossen, jedem Schüler einen Abzug dieses Bildes zu schenken, um die Klammer über eine lange Zeit am Vogelsang zu schließen. 

Abschiedsrede des Freundeskreises

Es gab langweiligere Zeugnisverleihungen als diese heute. Wahrscheinlich wird mir – außer meiner eigenen – keine so im Gedächtnis bleiben wie diese! Und das beweist mal wieder, dass man mit etwas kreativem Denken und Teamarbeit viel möglich machen kann. Glückwunsch schon einmal dazu!

Nachdem ich in meinem eigenen Jahrgang die Abi-Rede nicht wie geplant halten durfte, habe ich mich einige Jahre später einfach zum Vorsitzenden des Freundeskreises wählen lassen, um diese Lücke in meinem Lebenslauf zu füllen! Da kommt man irgendwie nicht mehr von los uns so darf ich bei Euch zum 7. oder 8. Mal eine Rede halten. Und noch nie ist es mir so schwergefallen, wie dieses Jahr! Was kann man diesem Jahrgang erzählen, was Viren zu tun hat? Was kann man ihnen mitgeben, ohne die ganze Zeit sein Bedauern auszudrücken?

Vor vier Jahren habe ich einfach eine schöne Punchline im Internet gefunden. Es war nicht gerade „I had a dream“, aber fast. Auf Facebook habe ich die gefunden. Wenn ich heute bei Facebook schaue, finde ich Pandemie-Statistiken, Masken-Hater und Werbung. Die erste Möglichkeit eines fulminanten Redeeinstiegs ist also schon mal weg. Ich will nicht über Corona reden! Keine Witze machen zum Abi mit Krönchen. Euch auch nicht loben dafür, dass ihr es „trotzdem“ geschafft habt. Das wäre alles zu billig! Ich weigere mich, Eure fast 100 Monate am Vogelsang auf die letzten 3 zu reduzieren!

Zweiter Weg laut den guten Redeschreibern: Fang mit einer persönlichen Geschichte an. Wecke Emotionen. Die Amygdala im Hirn, das Gefühlszentrum, reagiert viel schneller als die rationalen Teile. Also gut:

Während ich vor 26 Jahren hier nebenan im PZ mein Zeugnis bekommen und anschließend noch mit Männerballett die Massen begeistert habe, hat jemand unten auf dem Parkplatz meinen 89er Corsa aufgebrochen und mein Radio geklaut. Und es war ein gutes Radio: Mit automatischem Sendersuchlauf und Kassette. Und das Fury in the Slaughterhouse Mixtape hat er auch mitgenommen. (wenn ihr nicht mehr wisst, was das ist, fragt heute Abend Eure Mama!) Während meine Mitschüler hier ausgelassen gefeiert haben, war ich auf der Goerdelerstraße auf der Polizeiwache. Als ich wiederkam, war das Buffet fast leer. Aber wie klein ist diese Geschichte, wenn ihr später sagen könnt, dass während Eurer Abiturfeiern jemand 1,9 Milliarden beim Liebling der deutschen Fin-Techs, bei Wirecard, geklaut und eine Bank in den Ruin getrieben hat?

Ich habe den ersten Wechsel an der Spitze dieser Schule erlebt: Von Herrn Dr. Starke zu Herrn Schnieber. Ihr aber seid die ersten gewesen, die in Ihrer Schulzeit gleich 3 Rektoren erleben durften: Klaus Bailly, Stephan Mertens und Andrea Schaumlöffel.

Während meiner Zeit ist die Turnhalle abgebrannt. Bei Euch wurde dann beschlossen, die ganze Schule abzureißen. Alles wird größer!

Auch wenn ihr heute glaubt, dass diese Situation, dieser Virus, der Euch die Feiern verhagelt hat, das Thema ist, welches Eure Schulzeit beschreibt: Mit ein bisschen Abstand werdet Ihr hoffentlich erkennen, dass es tausend weitere Geschichten gibt. Bessere! Seien es Ausflüge, Theateraufführungen, Chorproben, der erste Kuss, oder der zweite… es gibt hoffentlich viele schöne Dinge, die ihr mit dieser Schule verbindet. Lasst diese letzten 3 Monate nicht alle Erinnerungen bestimmen. Lasst Euch durch all die schlechten Nachrichten, die Fragen, ob ihr als „die junge Generation“ darunter am meisten leider müsst, nicht beirren in Euren positiven Plänen für die Zukunft, denn die liegt jetzt vor Euch und kann gestaltet werden!

Ernest Hemingway hat einmal gesagt: „The strange thing about the future is probably the idea that our time will be called the good old days“ - „Das Merkwürdige an der Zukunft ist wohl die Vorstellung, dass man unsere Zeit einmal die gute alte Zeit nennen wird.“ Ob ihr es glaubt oder nicht: Auch mit Brexit, Trump, Corona, Syrien-Konflikt, Hongkong-Demonstrationen, Wirecard-Skandal, … es wird genauso sein! Heute ist in 20 Jahren die gute alte Zeit!

Ja, die Zeiten sind herausfordernd und für alle neu. Aber darauf seid ihr vielleicht besser vorbereitet als viele andere. Am Vogelsang hat man nämlich immer gelernt, auch ein wenig nach rechts und links zu schauen. Chancen zu ergreifen, selbst zu gestalten. Das wird wichtiger denn je! Egal, ob ihr jetzt studieren geht oder eine Ausbildung macht: Ihr habt hier das Werkzeug bekommen, im Leben zu bestehen – nicht nur im Beruf!

Die Ausbildung am Vogelsang war auch deswegen immer so besonders, weil es Lehrer gab, die wussten, was sie ihren Schülern, was sie für ihre Schüler, bedeuten. Ich habe das im letzten Jahr, auf der Abschiedsrede für Stephan Mertens, mal mit den Worten „Vogelsang können“ umschrieben. Der Geist dieser Schule ist zwar noch keine 50 Jahre alt, aber sehr sympathisch. Und wir sollten alles dafür tun, ihn zu bewahren. Wenn ich Euch jetzt Namen der Lehrer aufzählen würde, die mich geprägt haben, dann kennt ihr davon zumindest noch 2 – fast 30 Jahre später: Klaus Bailly und Dirk Bodendorf. Dirk hat als „Vertreter der Risikogruppe“ noch nicht einmal eine abgespeckte Verabschiedung bekommen können. Um das ein wenig auszugleichen, würde ich mich freuen, wenn jetzt alle mal für Dirk klatschen und winken und ich schicke ihm das gleich als Gruß von Euch per WhatsApp! Vielen Dank!

Im Namen des Freundeskreises darf ich allen Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2020 meinen herzlichen Glückwunsch aussprechen! Ihr gehört jetzt zu uns… den Ehemaligen. Und egal, ob ihr heute sagt: „Ein Glück, dass ich das hinter mir habe.“ Oder: „Schade, dass es schon vorbei ist“ – wir freuen uns darauf, mit Euch dann im nächsten Jahr die ausgefallene Feier nachzuholen, hier in Eurer Schule. Wir hoffen, dass ihr bis dahin viele neue, spannende Geschichten zu erzählen habt und mit genauso liebevollem Blick auf diese Schule und Eure Schulzeit zurückblickt, wie wir es tun. Wir schenken Euch allen die Mitgliedschaft für den Freundeskreis bis Ende 2021 und hoffen, dass ihr bis dahin auf den Geschmack gekommen seid. Über Eure WhatsApp Gruppe kommt morgen der Link zum Formular. Gern könnt ihr auch der Facebook-Gruppe beitreten – das ist dieses Netzwerk, wo Eure Eltern auch sind, genau! Und wenn Ihr Fragen habt, stehen wir Euch gern zur Verfügung!

Wir wünschen Euch alles Gute für Eure Zukunft und hoffen, dass ihr miteinander und mit uns im Kontakt bleibt. Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank!